… dauert eine Zigarette - die ich oft vor der Tür unseres Hauses rauchte. Dabei sah ich mir vertraute Menschen vorbeigehen. Man kennt sich, man grüßt sich, freut sich, sich zu sehen. Und ich spürte, hier hatte ich lange Zeit ein Zuhause, in Quelle und ein Zuhause in der Kirchengemeinde mit anderen zusammen für meinen Glauben.
Gelingt es, das, was nach 28 Jahren zu sagen ist, in einer Zigarettenlänge zusammenzufassen?
„Es wird Zeit für mich zu geh’n“ – Fast die Hälfte meines bisherigen Lebens habe ich hier gelebt und gearbeitet. Mit meiner Frau, lange mit unseren drei Kindern und mit unserer Katze. Obwohl eine derartige Beständigkeit in der Zeit hoher Flexibilität und vielen Unsicherheiten seltener geworden sein mag, erinnere ich mich: „Wir sind nur Gast auf Erden.“ Und so bin ich auch hier trotz der langen Zeit Gast gewesen. Beim Abschied wird es uns besonders bewusst: Wir befinden uns nur auf der Durchreise, leben in und mit Begrenzungen.
Ich bin dankbar, in diesem schönen Ortsteil mit diesem schönen Namen lange ein Zuhause gefunden zu haben. Geborgen unter dem Dach des charmanten alten Pfarrhauses, in dem etliche Kollegen schon wohnten und arbeiteten, unter dem Dach der Johanneskirche, unter dem Dach des alten und neuen Gemeindehauses. Noch habe ich die Zeit im Brocker Gemeindehaus nicht vergessen.
Ich bin dankbar, für all die Gemeinschaft, die stets selbstverständlich war. In Freud und Leid, in Übereinstimmung und mit Meinungsverschiedenheiten, auch mit Streit. So manches Mal hat mich die Gemeinschaft gestützt, getragen, ermutigt. Und die Gemeinschaft, die wir in so vielen Gottesdiensten am Tisch Jesu Christi gefeiert haben.
Ich bin dankbar für unendlich viele Gespräche. Auf der Straße, in den Geschäften, in Sitzungen, vertrauliche Gespräche, wenn es ernst und wichtig im Leben geworden war. Für die offenen Türen in den Häusern von Quelle.
Ich bin dankbar für die Geduld, wenn es sich zu langsam entwickelte, oder einmal etwas schief lief. Hier möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Verzeihung zu bitten, wo ich etwas Wichtiges versäumt habe oder jemandem nicht gerecht geworden bin.
Ich bin dankbar für die Freiheit, die mir in meinem Beruf zur Verfügung stand. Für alle Menschlichkeit, die in ihm eine so große Rolle spielt. Einer meiner Leitgedanken war immer, dass wir das werden, was wir sind: Menschen, die sich naturgemäß menschlich verhalten sollten und können, mit allen Schwächen, Fehlern und persönlichen Vorzügen.
In diesem freien Beruf, der letztlich vom Glauben an das Wirken des Heiligen Geistes lebt, lässt einen die Frage nicht los: Was bringt es? Lohnt es? Die größte Freude in meinem Beruf war mir stets die Verkündigung des nahen und menschlichen Gottes, der zu uns redet und mit sich reden lässt. Und den ich oft nicht begreife und verstehe. Die Ratlosigkeit gegenüber dem unergründlichen Geheimnis dieses Gottes und die Freude angesichts des Geheimnisses, an ihn glauben zu dürfen.
Ich bin dankbar für die Anerkennung, die ich von vielen Menschen bekam. Mit vielen anderen durfte ich fast drei Jahrzehnte mitarbeiten an einem Zuhause hier in Quelle und Brock für unseren Glauben an den dreieinigen Gott. Ich durfte mitarbeiten in der Kirche Jesu Christi. Es entlastete mich immer wieder, zu wissen, dass letztlich er der Chef ist. Ich hoffe, ihm nicht allzu oft im Wege gestanden zu haben.
Mit dem Wissen um unseren Chef bin ich zuversichtlich für den weiteren Weg der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde Quelle-Brock.
Und so sage ich: Gott befohlen!
Ihr Pastor Carsten Ledwa
Übrigens: In meinen Gedanken ließ ich mich anregen durch das Lied von Reinhard Mey „Gute Nacht, Freunde“. In dankbarer Erinnerung an eine lange Freundschaft mit meinem damaligen Vikariatsleiter, der leider vor einem Jahr verstarb. Er liebte die Lieder von Mey und sang sie gerne. Er vermittelte mir die Freude an und ein gutes Gespür für den Beruf des Pfarrers.