29/08/2024 0 Kommentare
Spuren auf den Lebenswegen
Spuren auf den Lebenswegen
# Denk mal
Spuren auf den Lebenswegen
Von Pfarrer Matthias Dreier
Wir sind wieder zurück aus dem Stubaital. Wir haben in Neustift gewohnt, das auch durch seine imposante Dorfkirche besticht. Neben der Kirche liegt der Friedhof. Auf diesem befindet sich das Grab von Franz Senn. Es gibt eine Franz-Senn-Straße, einen Franz-Senn-Weg und auch eine Franz-Senn-Hütte auf 2147 Meter Höhe.
Wer war dieser Franz Senn? Franz Senn, geboren im Jahr 1831, entstammte einer armen ötztaler Bergbauernfamilie. Franz Senn erkannte, dass sich das Los dieser armen Bergbauern nur ändern könne, wenn es gelänge Städter in die Berge zu ziehen. Doch dazu bedurfte es 1. gut angelegter Wanderwege, 2. gut ausgebildeter Bergführer und 3. Schutzhütten.
Als er 1883 nach Neustift ins Stubaital kommt, um dort seine Pfarrstelle als katholischer Priester anzutreten, ist er bereits an Tuberkulose erkrankt. Er kann zwar noch den Ort für den Bau der nach ihm benannten Hütte bestimmen, aber schon 1884 verstirbt er im Alter von 52 Jahren.
Aufgrund seiner Lebensgeschichte und der alpinen Spuren, die er hinterließ (Gründer des Österreichischen Alpenvereins und Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins) bekommt er den Namen "Gletscherpfarrer". Alle, die in den deutschen und östereichischen Alpen wandern (so wie wir), ob sie es wissen oder nicht, sozusagen auf den Spuren von Franz Senn.
Apropos "Spuren": Jeder Mensch hinterlässt in seinem Leben Spuren auf den Lebenswegen anderer Menschen. Und andere Menschen hinterlassen ihre Spuren auf unserem Lebensweg. Da sind die Spuren, die das eigene Leben bereichert haben und da sind die Spuren, die das eigene Leben verarmten.
Da sind die Spuren, die neue Wege ermöglichten und da sind die Spuren, die neue Wege verunmöglichten.
Die Frage, die" die Spuren des Lebens" an jeden Menschen stellen, lautet: Wie gelingt es, die Spuren, die das Leben bereichert haben, mit Dankbarkeit und Freude anzunehmen und wie gelingt es, die Spuren, die das Leben verarmten, anzunehmen mit der Bereitschaft zur Schuldübernahme und zur Vergebung?
An dieser Stelle kommt für mich die religiöse Dimension ins Spiel. Für mich als Christenmensch ist die Person des Juden aus Nazareth unverzichtbar für die "Beantwortung" dieser "Spurenfrage". Jeschua lebt aus dem Gottvertrauen, das die "Beantwortung" dieser "Spurenfrage" immer wieder möglich macht. Sozusagen jeden Tag neu neue Spuren zu hinterlassen, die das eigene Leben und das Leben der Menschen neben uns bereichern.
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