„Eigentlich hätte Gott noch ein wenig warten können“

Von Carsten Ledwa

Eigentlich hätte Gott ja auch noch ein wenig warten können, bevor Er seinen Sohn in diese Welt sandte. So ungefähr, sagen wir mal, 2000 Jahre. Eben bis heute. Bis in unsere Tage. Dann wäre alles viel leichter gewesen.

Reporter wären dagewesen, Kamerateams, Journalisten. Jeder hätte es noch am gleichen Tag gewusst, das mit dem kleinen Kind – von Gott! In Sondersendungen hätten wir davon berichtet. Rund um die Uhr, im Internet. Nur der Stall hätte vielleicht ein bisschen besser ausgeleuchtet werden müssen. Und Josef, der hätte nicht ganz so wortkarg sein dürfen. Das kommt nicht so gut an bei den Leuten.

Und hätte es unbedingt Bethlehem sein müssen? Warum nicht New York oder London oder Paris? Oder wenigstens Frankfurt? Eben da, wo der Puls der Zeit schlägt.

 Auf jeden Fall hätten sie ganz anders leben können, Maria und Josef und das Kind. Sie hätten an der Story ganz schön verdient. Nur vernünftig vermarktet werden müsste das Ganze. Aber das hätten wir schon hingekriegt. Live und exklusiv. Warum hat Gott nicht noch etwas gewartet, bevor er seinen Sohn in diese Welt sandte? So - sagen wir mal - bis heute.

Man hat Gott immer erwartet und viel von ihm erwartet. Aber man hat ihn nicht so erwartet, wie er dann zu uns gekommen ist. Die biblische Weihnachtsgeschichte, die uns nur allzu vertraut ist, berichtet, wie sehr Gott zunächst unsere Erwartungen enttäuscht und unsere Maßstäbe missachtet.

Gott kommt zu seiner Zeit; Er bestimmt den Zeitpunkt. Gott kommt in der Abgeschiedenheit eines kleinen Ortes zur Welt. Er missachtet damit, was bei uns einen großen Namen besitzt. Er schenkt außergewöhnliche Erfahrungen in äußerer Unbedeutendheit. Gott verbirgt seinen Reichtum in der Armut eines Viehunterschlupfes.

Dennoch rührt dies alles wiederum derart unsere Sehnsüchte an, dass es sich hervorragend vermarkten lässt. Achten wir darauf, dass wir die Symbole des christlichen Weihnachtsfestes nicht nur durch die Werbung und durch die Geschäfte kennenlernen und wahrnehmen, sondern in ihrem reichen ursprünglichen Gehalt. Sie weisen hin auf den Glauben und die Wahrheiten der Seele.

Ich wünsche Ihnen eine Adventszeit, die zum rechten Warten auf Gott und seinen Sohn anleitet, und ein Weihnachtsfest, bei dem Sie – vielleicht unvermutet - Gottes Nähe spüren.