Wie steht es mit dem Himmel? Predigt im Himmelfahrts-Gottesdienst 2017

Von Claudia Boge-Grothaus

Liebe Gemeinde!

Himmelfahrt ist ein besonderes Fest. Als ich vor kurzem in den beiden Kitas unserer Gemeinde war, sagten mir sofort einige Jungen: Na klar, Jesus ist mit der Rakete in den Himmel aufgestiegen. Oder mit dem Flugzeug, besser noch mit dem Hubschrauber.

Na ja, habe ich dann geantwortet. Ihr wisst, wenn ich von Jesus erzähle, dann ist das aus einer Zeit, da gab es weder Autos, Fahrräder, Flugzeuge und schon gar keine Raketen. Da gab es nur Eselskarren oder man ging zu Fuß.

Himmelfahrt muss also was anderes bedeuten. Na, und dann habe ich die Kinder gebeten, sich mit geschlossenen Augen hinzustellen. So wie eben in der Aktion mit den geschlossenen Augen.
Und ich habe zu jedem Kind gesagt: Ich segne dich!

„Aber Du hast mich doch schon gesegnet!“, protestierte ein Kind. „Ja, stimmt, im Gottesdienst, aber ich versuche jetzt Jesus zu spielen. Wie er damals in Bethanien die Freunde gesegnet hat.“
Ok, dann konnte ich weitermachen.

„Und jetzt“, habe ich gesagt, „müsst ihr euch vorstellen: Als die Jünger die Augen wieder öffneten, da war Jesus auf einmal weg. Nirgendwo zu finden. Eben gerade war er noch spürbar, anfassbar. Er hatte sogar mit den Jüngern gegessen.

Na, was meint ihr, wie haben sich die Jünger sein Verschwinden erklärt?“

„Ist doch klar“, sagte jemand: „ Jesus war bei Gott im Himmel.“  „Das waren die Engel“, sagte ein Mädchen. Und ein anderes Mädchen sagte: „Das ist wie mit der Luft, die ich einatme. Die läßt mich leben und wärmt mir das Herz.“ Und dann haben wir uns noch lange unterhalten, wie das mit Gott, dem Himmel und uns ist.

Liebe Gemeinde,
das ist gar nicht so einfach zu begreifen. Aber die Kindergartenkinder wissen: Jesus ist jetzt unsichtbar wie die Luft um uns herum. Aber genauso wie die Luft und wie das Sonnenlicht ist Jesus unsichtbar bei uns. Ich kann seine Nähe und seine Kraft spüren: Wenn ich die Augen schließe wie eben in der Aktion mit der Nähe spüren trotz geschlossener Augen...

Dann spüre ich: Der andere ist neben mir/hinter/vor mir. Ich bin nicht allein. Genauso kann ich das bei Jesus spüren. Er ist zwar bei Gott im Himmel, aber der Himmel ist wie die Luft zum atmen nicht einfach weit weg, sondern um mich herum und tief in mir drin.

So kann Jesus gleichzeitig bei allen Menschen auf der ganzen Welt sein. So kann Jesus allen Kraft, Liebe, Schutz und Hilfe geben. Und dann hat Jesus ja noch was versprochen: Er will wiederkommen und dann soll überall Frieden sein.

Hanns Dieter Hüsch, dieser großartige Kabarettist vom Niederrhein, der hat mal in einem Text darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn er ein paar Tage Gott im Himmel besuchen könnte. Und da kam ihm eine Frage in den Sinn: „Wie steht es mit dem Himmel?“ Und dem Himmel in uns, ich meine den Ort, wo in uns Leib und Seele und Glauben sitzen.

Was spielt sich bei uns ab? Könnten wir nicht heute wie Jesus auch in unseren eigenen Himmel fahren, in den, der in uns sitzt, in dies großartige Gemisch, in diese Komposition aus Liebe, Zuversicht, Gottvertrauen, Geduld, Hoffnung und Glauben, da, wo Toleranz und Freundlichkeit in uns sitzen und wohnen? Da fahren wir heute hin.“

Liebe Gemeinde!
Das wäre doch mal was für den Himmelfahrtstag 2017: Wir besuchen unsere eigene Mitte, lassen Gottes Atem tief in uns hinein und begegnen dort all den guten Gedanken und Taten, für die Jesus seine Jünger damals gesegnet hat zum Abschied, bevor er in den Himmel auffuhr.

Was meinen Sie? Wenn wir jetzt die Gelegenheit nutzen, Luftballons aufblasen, dann machen wir darin unseren eigenen Atem sichtbar, der vorher von Gott kam und wie das Mädchen aus der Kita es sagte, unser Herz gewärmt hat. Und dann wird im Luftballon unser eigener Atem wird sichtbar, und damit Gottes Liebe und Nähe.

Amen