Was ist eigentlich Glück?
Von Matthias Dreier
Was meinen wir eigentlich, wenn wir jemanden zum Geburtstag Glück wünschen? Was ist Glück? Ein Sechser im Lotto? Gesundheit? Gottes Nähe? Ein störungsfreier
Internetzugang? Die neuste Errungenschaft aus der digitalen Welt?
Ist jemand seines Glückes Schmied? Oder widerfährt nur denen Glück, die auch unter einem glücklichen Stern geboren sind? Ist gar das Glück nur mit dem Tüchtigen? Aber gilt nicht auch, Glück und Glas, wie leicht bricht das? Nein! Man muss! eben Glück haben, zumindest Glück im Unglück, aber auch das haben nicht eben alle.
Wie wohl manche noch nicht von ihrem Glück wissen oder schon jammern, dass ihnen dieses oder jenes gerade noch zum Glück gefehlt habe. Oder ist alles Glücksache, auch das Denken, auch das theologische Nachdenken über die Jahreslosung dieses neuen Jahres 2014?! - Gott nahe zu sein, ist mein Glück (Psalm 73, Vers 28).
Es fällt mir nicht schwer, mir Jesus als einen glücklichen Menschen vorzustellen und das trotz und inmitten allen Unglücks von Menschen um ihn herum. Glücklich durch das, was er existentiell erfuhr und was die Tauflegende aus dem Matthäus-Evangelium in mythischen Bildern zeitlos widerspiegelt. Johannes der Täufer öffnet - bildlich gesprochen - die Tür durch die Jesus hindurch tritt in jene göttliche Dimension, die nun und für ihn alle Ambivalenz verliert.
Diese göttliche Dimension ist die Liebe, die wir Menschen brauchen, um inmitten allen Unglücks zu leben, und zwar als glückliche Menschen. Das Glück der Liebe Gottes behält Jesus nicht wie Privateigentum für sich, sondern er schenkt dieses religiöse Glück der Nähe Gottes weiter, teilt es, so dass gilt: "Geteiltes Glück ist ganzes Glück" und erst dann gilt: "Geteiltes Unglück ist halbes Unglück".
Eine Kirchengemeinde, noch dazu eine, die sich die Taufe Jesu sozusagen zum Logo und Programm gemacht hat, wäre genau der richtige Ort solcher religiöser Glücksmomente.
Gewiss, wo Menschen, auch Christen, unter einem Dach zusammentreffen, werden immer auch Stresshormone ausgeschüttet; wiewohl auch immer und hoffentlich immer öfter Glückshormone. Denken, auch das Theologische, ist Glücksache; und ich ergänze: Auch Gemeinde ist Glücksache. Amen.
(Gekürzte Fassung der Predigt vom 1. Sonntag der Epiphaniaszeit, 12. Januar 2014)